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Zuchtfragen - ursprüngliche Farben

Ist die Neva eine "richtige" Sibirische Katze?

Diese Frage stellt mancher Züchter und meint sie rein rhetorisch, denn die Antwort hat er schon parat:
"Bei anderen Waldkatzenrassen gibt es den Maskenfaktor nicht, also kann die Neva folglich auch keine richtige Waldkatze sein." In der Sibirierzüchterszene gibt es eine starke Fraktion, die so denkt. Das Vorkommen des Pointgens wird pauschal auf Einkreuzungen von Siamkatzen zurückgeführt oder gar auf Balinesen. Selbst ein großer Teil der Neva-Züchter hält das für eine Tatsache, findet das aber gar nicht schlimm, ganz im Gegensatz zur ersten Gruppe, die bereits in einem Pointträger den Anfang zum Untergang der Rasse der Sibirischen Katze sieht.

Eine Züchterin aus Norwegen, die verschiedene Gebiete Russlands bereist hat, schrieb mir, sie hätte unter den Hauskatzen nirgends Pointkatzen gesehen. Dazu kann man nur sagen: Dann war sie entweder nicht zur rechten Zeit am rechten Ort oder sie hat, ähnlich dem Forscher G. Radde, eine selektive Warnehmung.
Die meisten Russen werden versichern, noch nie eine Neva unter den Langhaar-Hauskatzen gesehen zu haben. Kein Wunder also, dass auch in Russland für die meisten Leute eine Neva nicht ihrer Vorstellung von einer Sibirischen Katze entspricht.

Die Neva Masquarade ist tatsächlich nicht gerade eine typisch gefärbte Sibirische Katze, jedenfalls wenn wir vom ursprünglichen Genpool sprechen.

Dessen ungeacht wissen wir von Fotos, Berichten und Fernsehreportagen, dass in manchen Gegenden Russlands durchaus hin und wieder auch Pointkatzen vorkommen. Doch werden sie kaum mit der Neva Masquarade in Zusammenhang gebracht, denn meist sind es Kurzhaarkatzen (weil eben auch in Russland eine Langhaarkatze ein Zufallstreffer ist), noch dazu von undefinierbarer, schmutzig-brauner Farbe. Dies ist so, weil Pointkatzen, die ständig mehr oder weniger in der Kälte leben, stark nachdunkeln.

Trotzdem wissen wir, dass bereits auf den allerersten Katzenschauen in Russland um das Jahr 1989 herum Neva-Katzen gezeigt wurden. Den berühmten Mars beispielsweise brachte eine alte Frau in einer Einkaufstasche auf seine erste Ausstellung.

Wie passt das alles zusammen?

Das Ganze ist keine Glaubensfrage. Es gibt genug Indizien für die wahren Zusammenhänge. Wer der Herkunft der Point-Mutation bei der Neva-Masquarade nähren will, muss sich zuerst einmal mit der Geschichte der Siamkatze befassen und ebenso mit der Geschichte Russlands und der Sowjetunion.

Die Siamkatze stammt, wie es der Name sagt, aus Siam, dem heutigen Thailand. In den Blick der katzeninteressierten Europäer gelangte sie, genau wie die russische Langhaarkatze, auf der allerersten Katzenausstellung überhaupt im Kristallpalast in London 1851. Nur wenige Siamkatzen waren bis dahin überhaupt nach Europa gelangt. Die damaligen Siamkatzen werden als rundköpfig und gedrungen beschrieben, waren also vom Körperbau her noch ganz normale Katzen, die mit heutigen Siamkatzen wenig mehr als die Pointmutation gemeinsam hatten.

Halten konnte solche ausgefallenen, exorbitant teuren Katzen im Grunde nur der Adel. Ob der russiche Adel Interesse an den Exoten zeigte, ist nicht überliefert. Seine Tage waren auch bereits gezählt. Wer über Siam-Blut in Nevas (wohlgemerk: den ersten Nevas der Gründerzeit der Zucht) schwadroniert, sollte sich vor Augen halten, dass bereits 1917 !! die Oktoberrevolution stattfand. Der Adel wurde ermordet oder floh ins Ausland. Die Bevölkerung hatte andere Sorgen, als exotische Katzen zu importieren, denn es folgten Hungersnöte und Bürgerkrieg. Kaum, dass ein wenig Ruhe einkehrte, folgte bereits der 2. Weltkrieg.

Unterdessen begann zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg, erst 1924, die Zucht der Siamkatze in sehr kleinem Maßstab in Deutschland. Aber auch hier ließ der zweite Weltkrieg und die wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit die Zucht von Rassekatzen vollständig zusammenbrechen. Erst in den 60ziger Jahren kam in Westeuropa und den USA die Katzenzucht, insbesondere die Perser- und Siamzucht so richtig in Fahrt, vorwiegend mit Importtieren aus England, dem Mutterland der Rassekatzenzucht. Da aber war die Sowjetunion bereits vollständig gegen Westeuropa abgeschottet - keine Chance mehr für den Import von Siamkatzen.

Aber: Die Siamkatze als auffallende Erscheinung war auch in Russland vom Bilde her bekannt, da ja schon der gute BREHM sie beschrieb. Ähnlich wie auch bei uns spricht der Volksmund eine Pointkatze, sofern sie überhaupt als solche erkennbar ist, eben als Siamkatze an. Wenn also tatsächlich irgendwo einmal eine Pointkatze herumläuft. sagt ein jeder:"Sieh an, eine Siamkatze." oder "ein Siammischling." und kommt sich dabei ungeheuer gebildet vor.

Dies trifft übrigens genauso analog auf die Perserkatze zu. Auch die Katzen, die von ihren russischen Besitzern um die Wende herum als Perserkatzen angesprochen wurden, dürften wohl im Allgemeinen eher im eigenen Saft entstanden sein, also besonders kurzgesichtige heimische Langhaarkatzen als tatsächlich als Nachkommen der in England entwickelten Perserkatze.

Wenn also kaum denkbar ist, dass die sehr selten und nur regional vorhandenen Maskenkatzen unter russischen Hauskatzen von echten Siamkatzen abstammen, woher stammt das Maskengen dann?

Und nun das:

Dieses Aquarell zeigt unzweifelhaft eine Maskenkatze. Es stammt aus dem Jahre 1793. Diese auffallende Katze beobachtete der deutsche Forscher Peter Simon Pallas in Südrussland, einer Gegend, aus der auch einige der Gründerkatzen der Nevazucht 200 Jahre später stammen. Auch unter Straßenkatzen kommen dort hin und wieder Maskenkatzen vor.

http://schokolotte-allein-in-russland.blogspot.com/2011/03/ferien.html Eine deutsche Austauschülerin fotografierte Streunerkatzen in ihrem Treppenhaus - in point! Ort: Tscheboksary an der Wolga

Es ist also durchaus nicht ausgeschlossen, dass es hier irgendwann in der Vergangenheit eine eigenständige Mutation stattgefunden hat, oder aber zumindest schon sehr lange vorhanden ist. Wann, woher und von welchen Katzen die Langhaarmutation bei russischen Katzen stammt, wissen wir schließlich auch nicht.

 

Woher kommt nun aber die Langhaarmutation? Es scheint möglich, dass die Langhaarmutation tatsächlich zuerst durch eine Spontanmutation bei Katzen in südlicheren Regionen Rußlands auftrat und sich von dort ausbreitete. Möglich aber auch, dass es unabhängig voneinander in verschiedenen Weltgegenden als Spontanmutation auftrat. Jedenfalls können Spontanmutationen durchaus unabhängig von einander auftreten. Beispiele dafür finden sich z.B. beim Lockengen, das bei vielen Tierarten (auch beim Menschen) auftritt. Bei Pferden waren Lockenpferde lange nur bei den russischen Baschkirenpferden bekannt, später entdeckte man Lockenpferde auch bei amerikanischen Mustangs. Vor wenigen Jahren wurde dann in Deutschland ein gelocktes Vollblutaraberfohlen geboren! Reinzucht ist seit ca. 200 Jahren verbürgt, die Abstammung des Fohlens durch Genanalysen belegt und ein Zusammenhang mit genannten Rassen ausgeschlossen. Auch bei den Katzen treten Lockenkatzen in verschiedenen Weltgegenden unabhängig voneinander auf.

Was hat das alles mit dem Maskenfaktor zu tun?
Belegt ist, dass der Maskenfaktor in heutigen Zuchtrassen wie Birma, Ragdoll oder Perser Colorpoint sich letztlich auf Einkreuzungen mit der Siamkatze zurückführen lässt.
Tatsache ist, dass der Maskenfaktor bereits vor dem Zerfall der SU bei Katzen in Russland vorkam, bevor nach dem Fall des eisernen Vorhangs Rassekatzen aus dem Westen eingeführt wurden. Zu nennen sind z.B. Namen wie die der Foundation-Kater Mars (sehr typvoller Sibirier, der noch heute auf jeder Schau punkten würde) und Max.

Selbst an der Erdgastrasse (siehe Geschichte >> ) gab es offenbar gelegentlich unter den Hauskatzen der Einheimischen Maskenkatzen.

Dieses Foto zeigt eine "Trassenkatze" in Gornosawosk ( östlicher Uralrand nahe der Grenze zu Asien) ca. 1986, welche der Bildautor von Einheimischen geschenkt bekam. Die Katze wurde später mit in die DDR genommen. (Das Foto wurde mir freundlicherweise von ihm, zur Verfügung gestellt
www.bischoff.magix.net

Da die ersten Nachrichten von der Neva aus dem Gebiet um St. Petersburg, dem einstigen Zarensitz, herum stammen, wird vielfach angenommen, in den Revolutionswirren entlaufene Siamkatzen hätten sich mit Hauskatzen gepaart. Ob der russische Adel noch vor dem deutschen allerdings überhaupt Siamkatzen hielt, ist an sich schon zweifelhaft.
Dagegen spricht außerdem die Tatsache, dass es nach der Blockade von Leningrad (St. Petersb.) dort nach dem Krieg nachweislich absolut keine Katzen mehr gab. Die hungernden Menschen hatten alles Lebendige aufgegessen! (aus dem Tagebuch der damals zehnjährigen Walera Suchowa: "2. Dezember 1941: Die Katze gefangen und geschlachtet. 3. Dezember 1941: Die Katze gekocht und gegessen, sehr schmackhaft.")
Wegen der mit der zunehmenden Rattenplage wachsenden Seuchengefahr ließ angeblich die Regierung nach dem Ende der Blockade eisenbahnwaggonweise in allen Regionen der SU eingefangene Katzen nach Leningrad bringen.
(Anzumerken ist, dass vormals bereits vor über 250 Jahren Zarin Elisabeth Petrovna, Tochter von Peter dem Großen Gleiches aus gleichem Grunde tat. Sie ließ aus dem fernen Kasan "die größten und stärksten Katzen" nach St. Petersburg bringen um die Eremitage rattenfrei zu halten. Aber, wie schon erwähnt, kann davon allenfalls im weiteren Umkreis sich etwas erhalten haben. - Sie begründete damit die Tradition der Haltung von Katzen in der Ermitage, die nach allen Revolutions- und Kriegswirren immer wieder aufgenommen wurde.)

Unlängst erzählte mir ein Birmazüchter auf einer Schau in Paaren, er hätte in einer Fernsehreportage über eine gottverlassene Gegend in Sibirien in einem Dorf langhaarige Maskenkatzen durchs Bild laufen sehen.

Einen weiteren interessanten Hinweis auf das Vorhandensein von Maskenkatzen an der Wolga fand ich im Internet: http://www.riegers-edelkatzen.de/nevas.htm

Die Besitzer unseres Boris kauften als Zweitkatze von Russlanddeutschen in Berlin eine Point-Katze, deren Eltern mit eingewandert waren. Als Rasse wurde beim Kauf "Birma" angegeben.


Links Boris Petrowitsch vom Hohen Timp, rechts die "Birma" von den Übersiedlern. Auf dem Foto schlecht zu erkennen: Die Katze hat kein weißes Haar und ist halblanghaarig mit buschigem Schwanz.

Übrigens stammt auch einer der ersten gezeigten Nevas von der Wolga. "Boyz" wurde zusammen mit gleichfarbener Mutter und Schwester1988 von Irina Gorinova in Samara gefunden und mitgenommen.

Ein weiteres Beispiel:
Die Käuferin von Boris Schwester Bronja (eine Russin, verheiratet mit einem Deutschen) erzählte von ihrem daheim bei ihren Eltern gebliebenen "Birmakater", welchen sie als winziges Kitten auf dem Markt aus dem Hut des Verkäufers gekauft hatte. Wie wahrscheinlich ist es wohl, ein Kitten einer solchen, in Russland zu diesm Zeitpunkt extrem seltenen und teuren Rasse für ein paar Rubel auf dem Markt erstehen zu können? Es ist wohl eher wie bei uns. Jeder, der papierlose Katzen verkauft, preist sie je nach Ähnlichkeit als diese oder jene Rasse an, um seine Verkaufschancen zu erhöhen. Warum nicht "Birma" für eine pointfarbens Straßenkatze?

Ich selbst sah unlängst in einer Fernsehreportage über Kasachstan eine Maskenkatze in einem kasachischen Dorf.

In einer weiteren Reportage, dieses Mal aus Karelien, "Wo Russland finnisch ist", konnte man unlängst in einem 20-Seele-Dorf in den Tiefen der karelichen Wälder eine pointfarbene Katze mit ebensolchem Katzenkind sehen. Ein weitere Beleg, dass das Point-Gen in der Hauskatzenpopulation Russlands eben gelegentlich vorkommt.

http://www.flickr.com/photos/s_f/1037240457/ (Pointkatze in Karelien, Russland)

Gerade sah ich in einer Fernsehreportage über Estland in ärmlicher dörflicher Umgebung sowohl eine Maskenkatze, als auch eine schwarz-weiße langaarige Katze. Sowohl Karelien, als auch St. Petersburg sind gar nicht so weit entfernt.

Dort, wo es Langhaarkatzen und auch Maskenkatzen unter den Hauskatzen gibt, ist natürlich auch ein Zufallstreffer in Gestalt einer langhaarigen Maskenkatze denkbar.

Und hier eine herrenlose"Hauskatze" 2009 in Novosibirsk, welche von ,Büroangestellten regelmäßig gefüttert und verwöhnt wird. Nach Auskunft der Tochter der fotografiernden Büroangestellten, lebt auf dem Betriebsgelände eine verwilderte Katzenkolonie mit mehreren dieser Katzen "komischer grauer" Farbe. Das Foto entstand dann in meinem Auftrag, weil ich sehen wollte, ob diese Katzen womöglich Langhaarkatzen in Point sind. Sie wäre eine tolle Foundationkatze ohne jede Ähnlichkeit zu Siam oder Perser.

Weitere Fotobelege gefällig? Klicken Sie auf Straßenkatzen.

Bei den goldfarbigen Sibirischen Katzen, die freilaufend praktisch überhaupt niemals vorkommen, nimmt man selbstverständlich einfach einen Selektionserfolg an, einen Erfolg übrigens, für den die Perserzüchter fast 100 Jahre brauchten. Ach hier lassen sich die Linienbegründer an einer Hand abzählen. Woher sie kamen, fragt keiner.

Man kann natürlich sagen, dar Maskenfaktor sei erst durch nach 1990 eingeführte Rassekatzen in die russischen Hauskatzen gelangt. Aber wie wahrscheinlich ist das, auch angesichts der regional weiten Verbreitung auch in ländlichen Gegenden des Pointfaktors und der geringen Zahl von Rassekatzen und der wenigen Jahre, die seit der Wende vergangen sind? Außerdem beweist schon alein das weiter oben gezeigte Foto einer Maskenkatze an der Erdgastrasse das Gegenteil.
Bei uns in Deutschland gibt es schon viel, viel länger alle möglichen Rassekatzen in Point (Siam, Birma, Thai, Balinesen, Ragdoll, Neva). Aber haben Sie auch nur eine einzige freilaufende Hauskatze in Point gesehen? Ich noch nie, und ich bin 52 Jahre alt.

Hält man als Katzenfreund in Auslandsreportagen die Augen offen, so kann man eine Menge lernen und muss nicht gebetsmühlenartig die Glaubenssätze selbsternannter Vorbeter widerkäuen.

Sehr interessant auch der aus Russland stammende Kater des bekannten Schriftstellers Wladimir Kaminer, den er selbst als "Mischung aus Perser und Siam" bezeichnet. Man kann getrost davon ausgehen, dass er diese Einschätzung als Laie getroffen hat. Ach bei uns wird im Alltag jede kurzhaarige Point-Katze als "Siamkatze" bezeichnet. Auch ist es interessanter, wenigstens einen Rassekatzenmischling zu besitzen, als eine Hauskatze. Außerdem wäre ein solcher Mix nach Mendel kurzhaarig. Erst die Perser-Siam-Mixe untereinander verpaart, berechtigen zur Hoffnung auf einigen langhaarigen Nachwuchs.
Point und Langhaar kommen zwar bei russischen Hauskatzen vor, treffen aber nur selten zusammen und auch hier bringt erst der weitere Mix den Glückstreffer - eine Neva. Schnell wird bei einer solchen Katze dann ein Rassekatzenhintergrund vermutet. Auch die Besitzer unseres Kuzja waren jahrelang des Glaubens, ihre "Schapka", gekauft für ein paar Kopeken auf dem Straßenmarkt in Perm wäre ein Norweger oder Norwegermix. Das war um das Jahr 1989.

Auch auf dieser Webseite>> fragt ein Mädchen, das in Russland lebt, in einem Blog, ob ihre Katze, die sie von Ihrer Oma aus St. Petersburg bekommen hat, wohl eine Ragdoll sein könnte. Sie bekommt eine richtige und sachkundige Antwort.

Letztendlich ist es unwichtig, woher der Maskenfaktor kommt. Tatsache ist, dass das Auftreten des Maskenfaktors bei der Sibirischen Katze eben nicht allerneusten Datums ist und die Neva von Anbeginn der geregelten Zucht in Russland dabei war.
Wie schon erwähnt, gibt es ohnehin im Sinne der Rassekatzenzucht keine "Reine Waldkatze". "Aber", so die Nevagegner, "sie sind rein von Einflüssen planmäßig gezüchteter Rassekatzen".
Woher wissen sie das?
Bei freilaufenden Katzenpopulationen ist gar nichts sicher. Nur kann man sicher sein, dass derartige Einfluss gering sind. Eingeflossenes fremdes Erbgut geht in einer übermächtigen Population auf und kann schließlich nach ca. 8 Generationen ausmendeln. Da dies mit dem Maskengen, obwohl rezessiv, nicht geschehen ist, kann man davon ausgehen, das seine Verbreitung doch so gering nicht ist.

Das der Maskenfaktor eben drin ist, beweisen Erfahrungen von Züchtern, die allergrößten Wert darauf legen "reine" Sibirier zu züchten und die nur mit Tieren arbeiten, die soweit bekannt, keine Pointkatzen im Pedigree haben. Trotzdem fallen plötzlich Nevas.

Hier einige Links auf Züchterseiten zum Thema "Überraschungsfarbe Point":

Amantes (unter Würfen nachsehen)

Iz Ermitage

Pendraig

Cattery tomintouls hatte mit Taurus Yermak einen "lupenreinen Sibirier" in der Zucht, der sich dessen unbenommen als Pointträger erwies.

Bei Pendraig findet sich ein Pointträger sogar in einer Foundation-Linie.

Turandot Amour Fialka >> brachte eine Neva zusammen mit "Nordskjaeret's Eamonn", der folglich ebenfalls Pointtrager ist.

Pedigree der Neva wie diese Wurfschwester >>

Mit einen weiteren, für "sauber" gegaltenen Pointträger, lag dann eine Neva im Wurf.

von der Jägermühle
Isabellea stammt ausschließlich von Katzen der Gründerjahre ab und brachte mit einem Kater, der ebenfalls keine Neva im Stammbaum gat, eine Neva:

Oxana von der Jägermühle >> Stammbaum

Ich bin überzeugt, würden die Neva-Verächter Testpaarungen mit Neva-Partnern machen, würden Sie noch manche Überraschung mehr erleben. Delikat ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die FIFE, welche die Neva nicht als Sibirische Katze anerkennt, offenbar problemlos Zuchtpapiere für Tiere ausstellt, die Nevas als Wurfgeschwister haben, solange nur im schriftlichen Stammbaum keine Neva auftritt. Mit Neva-Trägern kann, wie es scheint, gezüchtet werden, wenn man nur bei der Anpaarung "aufpasst".

Hier können Sie das Pedigree eines weiteren solchen Zufallstreffers in Point einsehen, Onix Gloria Xylit :

http://www.pawpeds.com/db/?a=p&id=768659&g=8&p=sib&date=iso&o=ajgrep

Im gesamten Pedigree, das teilweise über 12 Generationen zurückverfolgbar ist, findet sich keine einzige Point-Katze. Trotzdem kam eine Neva heraus. Allerdings ist bekannt, dass über Guelios Onix Gloria gelegentlich point fällt. Pikanterweise ist gerade dieser Kater eigentlich soetwas wie ein Flagschiff der Reinheitsfanatiker, die Nevas ablehnen, weil sie angeblich Siamkatzen im Pedigree haben.

Auch die Neva Nyusya in den Astera-Pedigrees, auch eine bei den Neva-Verweigerern beliebte Linie, scheint dann doch nicht weiter zu stören.

Dazu kommt, dass natürlich eine heutige Sibirische Katze nicht das komplette genetische Kostüm ihrer angenommenen Ahnin hat. Die einzelnen Erbinformationen werden weitgehend unabhängig von einander weitergegeben. Daher ist es theoretisch möglich, dass bei einer farbigen Katze ganze Ahnenreihen zurück keine Maskenkatze auftrat, sich in ihr aber trotzdem mehr Erbinformationen einer weit zurückliegenden Vermischung erhalten haben, als in einer Pointkatze. Der Maskenfaktor macht sich eben nur besonders augenfällig bemerkbar, soll heißen:

Eine Neva Masquarade ist nicht reiner oder unreiner als jede andere Sibirische Katze.

Und:

Es reicht keinesfalls den Maskenfaktor aus seiner Zucht zu verbannen. Davon werden die Katzen auch nicht reiner. Es ist reine Augenwischerei zu glauben, die eigenen Linien seien frei von "Vermischungen", nur weil man das Maskengen "vielleicht" nicht hat. Da hilft auch kein neuerdings verfügbarer Maskenfaktor-Gentest. Ein einfaches Exempel verdeutlicht dies:

Paaren Sie eine Neva mit einem vollfarbigen Sibirier, so sind alle Kinder vollfarbig, tragen jedoch den Maskenfaktor. Paaren sie jetzt zwei dieser Kinder miteinander, so fallen statistisch gesehen 50% für den Maskenfaktor mischerbige Sibirier (mit Masken-Gen), 25% Nevas und 25% "reine Sibirier" ohne das Masken-Gen. "Reine" Sibirier, obwohl 2 von 4 Großeltern Nevas waren?

Selbverständlich steht es jedem frei, den Farbschlag zu mögen und zu züchten oder eben nicht. Aber die Ausgrenzungsargumente stehen auf tönernen Füßen.

Das oben zitierte Beispiel der Maskenkatzen aus dem sibirischen Dorf und der ungeklärte Ursprung der St. Petersburger Point-Katzen lassen es auch nicht als ausreichend erscheinen, Zuchtkatzen aus St. Petersburg zu meiden, zumal deren genetische Ausstattung sich kaum von der anderer Sibirier unterscheiden dürfte.

Eine interessante Parallele zum Vorhandensein des Point-Gens bei der Sibirischen Katze findet sich bei der Türkisch-Angora. Obgleich immer mal wieder Pointkatzen in nachweislich reinen Linien auftraten, war diese Farbe bisher offiziell nicht anerkannt. Erst 2006 erkannte der erste Dachverband diese auch bei der Türkisch-Angora offensichtlich schon immer vorhandenen Farbe offiziell an. Interessant ist dies vor allem auch deshalb, weil es in der Rassegeschichte der Angoras und der Sibirier weit zurückliegende Brührungspunkte gab. Mehr zu Thema finden Sie auf der Homepage der Cattery Hosca Kal .

Und wie ist das mit den Balinesen im Stammbaum mancher Nevas?

Balinesen wurden überhaupt erst 1963 in den USA als Rasse anerkannt und die ersten Balinesen entstanden, wie man annimmt, in den 40ziger Jahren in England nach Kreuzung von Siam mit Türkisch Angora, die jedoch nicht fortgeführt wurde. Wie wahrscheinlich ist da die Existenz von Balinesen hinter dem Eisernen Vorhang?

Als nach der politischen Wende in Russland die ersten Katzenschauen abgehalten wurden, hatte praktisch niemand Katzen mit Papieren, denn eine planmäßige Rassekatzenzucht gab es in der Sowjetunion nicht. Die Katzen wurden also unter der Rassebezeichnung vorgestellt und eingetragen, die Besitzer und Richter von der Optik für vergleichbar hielten. So wurden vollfarbige russische Langhaarhauskatzen (Das Wort "Sibirische Katze" als Rassebezeichnung gab es noch nicht) eben als Main Coon oder Norweger, Nevas aber z.B. als Balinesen vorgestellt, denn natürlich wollte jeder gern seine schöne Katze durch eine echte Rasse adeln. In den Experimentalstammbäumen der erste Nachwendejahre wimmelt es von Exoten. Nur, diese Rassen gab es in Russland zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht! Erst, nachdem man sich klar wurde, dass diese Tiere international nie anerkannt werden würden, wurden sie der sich entwickelnden Zucht einheimischer Katzen (jetzt Sibirier genannt) zugeschlagen, wo sie ja auch hingehörten.

Genau so verhielt es sich auch mit der vom Ehepaar Schulz eingeführten "Valerie von der Ritterburg" , die ein, mehr oder weniger leeres russisches Pedigree mitbrachte, auf dem als Rasse "Balinese" stand. Es wurde richtigerweise entsorgt.
Gerade erst erzählte mir eine Kitteninteressentin, ihre vor 20 Jahren aus Russland mitgebrachte Katze sei gerade gestorben. Sie hätten sie all die Jahre für einen Norweger (die es doch vor 20 Jahren in Russland gar nicht gab !) gehalten. Erst jetzt, nachdem sie zufällig im Internet auf die Sibirische Katze gestoßen waren, fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen.

Die Zucht der Sibirischen Katze begann überwiegend mit Straßenkatzen aus den großen Städten wie Moskau und Leningrad.

Am allersichersten "reine Hauskatze" unter den Stammeltern der Sibirischen Katze dürfte die Gruppe der sogenannten Trassenkatzen sein, welche in den 80ziger Jahren von Arbeitern der Erdgastrasse aus ländlichen Gebieten Südrusslands mit in die DDR gebracht wurden. In der Zucht in Russland spielen sie natürlich keine Rolle. Wer aber Wert auf "garantiert Hauskatze" legt (und dabei von "Waldkatze spricht", muss seine Zucht auf diesen Trassenkatzen und anderen Stammtieren aus möglichst abgelegenen Gebieten aufbauen. Es gibt einige wenige Züchter, die das tun und dabei neben dem Maskenfaktor auch andere Modefarben und -linien meiden.

Klar ist dennoch, dass Point eben nicht die typische Färbung russischer Hauskatzen war und ist, sondern die geradezu unerhörte Ausnahme. Dieser Tatsache ist es zuzuschreiben, dass in Russland heute die seltene Neva sehr viel eher Absatz findet, als die vollfarbigen Sibirier, die man schließlich überall umsonst haben kann.

 

Neuimporte aus dem Osten

Natürlich ist es immer wünschenswert, den Genpool der Zucht in Deutschland durch Neuimporte zu erweitern. Vermutlich gibt es in den Dörfern auch noch genug unregistrierte Sibirier, vielleicht sogar hier und das mal eine in point. (Siehe oben die Katze in Novosibirsk) Immer wieder kommt es vor, dass ich auf Katzenaustellungen von Besuchern ,Aussiedlern aus der früherern Sowjetunion, Aussagen wie diese zu hören bekomme: "So einen langhaarigen Kater hat meine Oma im Dorf XY auch."

Allerdings, wenn man sich Fotos früher Foundations ansieht und mit manchen heutigen Zuchtkatzen vergleicht, finden sich doch heute oft Perser- und Britenmerkmale, wie allzu runder Kopf, kleine Ohren, sehr große, typisch geformte Augen, sehr kurze, stämmige Beine aber gelegentlich auch erstaunlich große Ohren mit eindrucksvollen Luchspinseln, kantige Schnauzen u.s.w. Auffällig ist auch, dass ursprünglich bei der sibirischen Katze seltene Farben wie silber und golden quasi am Fließband geliefert werden können, mit gestochen scharfem tabby.

Außerdem arbeitet manch ein Züchter mit enger und engster Inzucht. So kommt es vor, dass alle vier Urgroßväter eines Tieres ein und der selbe Kater ist oder ein Pedigree lückenlos in allen Linien auf nur 3 Katzen zurückgeht. Ein paar Generationen später (und produziert wird in schneller Folge) ist das im Pedigree nicht mehr ohne weiters ersichtlich. Ein Rückgang an Fitness, Fruchtbarkeit und Gesundheit in solchen Zuchten sind erste Warnzeichen von Inzuchtdepressionen und intelligenter werden solche Individuen auch nicht gerade, wie man vom Menschen weiß.

Es wird produziert, was gerade in Mode ist: eine Zeit lang enorme Luchspinsel, ganzjährig überreiche Fellmassen, exotische Farben, gestochen scharfe Fellmuster und neuerdings, besonders bei den Nevas, Puppengesichter. Wer Erfahrungen in der Tierzucht hat, weiß, wie langwierig, risikoreich und von Rückschlägen behaft das Herauszüchten und konsolidieren bestimmter Merkmale bei Einhaltung der Reinzucht ist. Einkreuzung von Rassen, in denen das begehrte Merkmal konsolidiert vorhanden ist, beschleunigt den "Zuchtfortschritt" ungemein. Allerdings bleibt es fraglich, ob die süßen Fellmonster noch etwas mit dem Standard zu tun haben. Dies betrifft die vollfarbigen Sibirier übrigens nicht viel weniger als die Nevas. Gerade was die Mode-Farbzuchten Golden und die Nevas angeht, habe ich inzwischen erhebliche Zweifel an der Rassereinheit mancher Linien.

Natürlich besteht die Möglichkeit für beide Probleme nicht nur bei Importkatzen!

Eine ausgereifte sibirische Katze sollte weder allzu niedlich noch puppig aussehen. Sie sollte immer auch erwachsen, selbstbewußt und im typischen Waldkatzenlook auftreten.

Lasst uns die Sibirische Katze einschließlich der Neva so weiterzüchten, wie sie auf uns gekommen ist, oder sollen unsere Sibirier in nicht ferner Zukunft aussehen wie früher die Perser und heute die Highländer aber mit Ohrpinseln als i-Tüpfelchen?

 

Die Neva Masquarade eine eigenständige Rasse?

Dies wird immer mal wieder behauptet von Züchtern, die meinen, Point gehöre nicht in eine Waldkatze. Die Tatsache, dass es genaugenommen gar keine Waldkatzen gibt, sondern nur laghaarige Hauskatzen, wird dabei ebenso geflissentlich übersehen wie die Tatsache, dass auch golden und Silber nicht gerade hauskatzentypisch sind und schon gar nicht wilkatzentypisch. Trotzdem gibt es Zuchtverbände, die die Neva als eigenständige Rasse führen, jedoch inkonsequenter Weise dann "Kreuzungen" mit Sibiriern erlauben . Leider ist das selbst in meinem Verein, Felina e.V. der Fall. Wundern Sie sich also nicht, wenn auf der Ahnentafel eines Tabby-Katerchens als Rasse Sibirische Katze steht, auf der seines tabby-point-Wurfbruders aber Neva Masquarade. Offensichtlich ist man sich auf Schauen dann oft nicht schlüssig, ob man nun die Neva als eigene Rasse richtet, oder als Farbvariante.

Auch schon vorgekommen: Auf ein und der selben Schau wird die eine Neva als Rasse Neva Masquarade gerichtet, die andere als Rasse Sibirische Katze.

 

Meiner Meinung nach, ist die Anzahl der eingeführten Stammtiere viel zu gering, um sich auf Dauer in diesem immer gleichen Kreis zu bewegen. Daher werde ich auch in Zukunft typvolle vollfarbige Sibirier mit Nevaträgern kombinieren. Die Neva ist eine Farbvariante der Sibirischen Katze. Gerade weil die "modernen" Nevas aus Russland doch starke Zweifel aufkommen lassen, ob dies noch so ist, züchte ich mit der Kombination Vollfarbe x point und soweit mir möglich, mit den "alten" Linien.

 

Wurftag-Rechner für Katzen - wann ist es soweit ?

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Die Berechnung geht von 63 Trächtigkeitstagen aus. (Decktag + 63 Tage)
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